- Vertiefung der Kenntnisse über das eigene multikulturelle Leben in der Bukowina
- Beschäftigung mit der jüdischen Geschichte der Stadt Czernowitz und der Region der Bukowina
- Kinder und Jugendliche aus der Familien der Risiko-Gruppen
- KlientInnen des Tageszentrums
Die Ukraine befindet sich im Zustand des Krieges im Osten des Landes. Viele Menschen haben die Kriegsgebiete verlassen und sind zum Teil bis in die Bukowina gezogen, um Leib und Leben der Familien und der Kinder zu schützen. Die Beschäftigung mit den jüdischen Spuren in der Region, der Besuch von historischen Stätten und die Gespräche über das Schicksal des jüdischen Volkes und die unermesslichen menschlichen Einzelschicksale bietet sehr viel Stoff, um über die aktuelle Situation im Lande, über Interpretationen, Überlegungen und Schlussfolgerungen zu sprechen.
In den 4 beschriebenen Gruppen sollen Workshops durchgeführt, Orte des grausamen Geschehens besucht und Gespräche mit Nachfahren der Zeitzeugen durchgeführt werden. Den Projektabschluss bildet ein gemeinsamer Tagesausflug aller am Projekt Beteiligten. Mit folgenden Programmpunkten:
1. Besuch des jüdischen Museums
2. Treffen mit dem Ehrenbürger der Stadt Czernowitz, dem Maler und Schriftsteller Oleh Ljubkiwskyy zum Thema „Das alte Czernowitz, das Jerusalem am Prut“
3. Workshops zum Thema „Was bedeutet uns Toleranz“
4. Workshops zu Thema „Mediation und Kommunikation“
5. Tagesausflug zum Siedlung Waschiwzi zum huzulischen Karnawal Malanka- Fest, einschließlich Besuch der Gedenkstätte des ukrainischen Schauspielers und Regisseur Iwan Mykolajczuk und des jüdisches Friedhof in Wizhniz, dem Dorf Ispas, wo die Dorfeinwohner 1941 ihre jüdische Nachbarn verteidigt hatten, mit Besichtigung der Gedenkstätte.
- 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in 4 Gruppen
- Kinder und Jugendliche im Alter bis 18 Jahre
- Jugendliche ab 18 Jahre
- Elterngruppen, zur Festigung und Verbesserung der Kontakte in den Familien. Die Eltern sollen sich überdies über bekannte und unbekannte jüdische Nachbarn, die einstmals in Czernowitz lebten informieren und über deren Leben berichten. Gesehenes und Gehörtes wird zu gemeinsamen Themen und zum Gesprächsgegenstand.
Tanja Berezhnaya / Psychologin und Germanistin
Wir bedanken uns herzlich bei der Stiftung Sonnenstrahl - Christiane Großmann für die Unterstützung des Projektes
Am Anfang war das Projekt für 40 Teilnehmer geplant. Aber die Jugendlichen waren nach dem ersten Workshop so begeistert und haben so gute Werbung gemacht, dass am Ende Teilnehmerzahl 60 Personen war. Und nach der Beratung mit unseren Psychologen Aljona Bezhan und Andrij Makedon wurde es beschlossen, dass auch die neuen nicht geplanten Teilnehmer in Projekt teilnehmen können.
Unser Ziel war die Vertiefung der Kenntnisse über eigenes multikulturelles Land Bukowina.
Im Projekt waren zwei Zielgruppen:
Das Projekt haben wir in drei Etappen geteilt.
1. Am Anfang haben die Projektteilnehmer das jüdische Museum besucht. Der Museumdirektor hat über die Geschichte und Schicksal der jüdischen Bevölkerung der Stadt erzählt. Mit Interesse hörten ihn Projektteilnehmer zu und haben viele Fragen gestellt. Von uns haben die Projektteilnehmer nach diesem Besuch die Hausaufgabe bekommen: in eigenen Familien über jüdische Nachbaren oder Bekannten zu fragen. Mit Bewunderung erzählte beim späteren Workshop z.B. ein 17-jähriger Dima, das er immer gedacht hat, dass er aus der rumänischen Familie stammt. Die Mutter hat ihm aber dank dem Projekt erzählt, dass sein Opa Jude war. Er hat viel Gutes vom Opa gehört, aber die jüdische Kultur und Traditionen waren ihm völlig unbekannt. Und jetzt hat er für sich die ganz neue interessante Welt entdeckt. Viele gemischte Gefühle überfüllen ihn.
Nach dem Museumbesuch war Besuch vom Studium des Ehrenbürgers der Stadt Czernowitz , Maler Oleh Ljubkiwskyy. Gespräch mit dem interessanten Menschen, der vor kurzem begonnen hat auch die Bücher zu schreiben, war ein Ereignis für alle. Hauptthema seiner Werke ist die Stadt Czernowitz - „Jerusalem am Prut“. Der Künstler sammelt verschiedene Gegenstände und Papiere aus der vorsowjetischen Zeit und sein Studium ist wie ein kleines Privatmuseum. Diese Liebe zu Details merkt man auch in seinen Bildern. Es war wieder eine interessante Kommunikation mit vielen Fragen und Antworten. Am Ende haben die Kinder und Jugendliche als Erinnerung vom Autor auch seine Bücher als Geschenke bekommen.
2. Etappe waren die Psychologische Workshops zu zwei Themen: „Was bedeutet die Toleranz“ und „Mediation und Kommunikation“. Für alle Altersgruppen waren beide Themen aktuell.
Was führt zu Konflikten, welche Nachfolgen bringen die Auseinandersetzungen, wie kann man das vermeiden. Davon und über vieles Anderes haben die Teilnehmer überlegt, diskutiert und nachgedacht. Die 11-Jährige Anastasia hat nach der Beendigung des Projektes erzählt, dass sie Konflikt mit ihrer Freundin hatte. Und sie ist als Erste zu Freundin gekommen und begann zu sprechen. Anastasia war sehr bewundert, dass ihre Freundin überhaupt nicht bemerkt hatte, dass die Situation zu Konflikt geführt hatte. Sie hat längst davon vergessen. Konflikt war nur in meinem Kopf, sagte die Elfjährige. Sie ist glücklich, dass sie die Freundin nicht verloren hatte und ihre Beziehungen sind fortgesetzt
3. Etappe sollte ein Tagesausflug zu Karnewal Malanka-Fest mit Besichtigung einigen wichtigen Punkte sein. Traditionell ist Malanka-Fest immer am 14.Januar. Aber in diesem Jahr sollten die Schulkinder und Jugendliche schon am Montag, 13. Januar nach Winterferien in die Schule gehen. Darum waren wir gezwungen unser Ausflug zum Samstag, 18. Januar zu schieben.
Unser ersten Halt war im Dorf Czortoria – Geburtsort der bekanntesten ukrainischen Schauspieler und Regisseur Iwan Mykolajczuk .( Die Filme, wo er gespielt hatte, kann man auch in Deutsch finden. : „Die Schatten der vergessenen Ahnen „ und „Weißes Vogel mit schwarzem Fleck“ ) Wir haben dort sein Elternhaus-Gedenkstätte gesehen, das aber leider provisorisch zu ist. Nächsten Stopp war im Dorf Ispas. Wir haben dort Begegnung mit Dorfbürgermeister gehabt, der uns über die Rettung von 15 jüdischen Familien erzählt hatte. Die überlebten Nachkommen aus diesen Familien haben im Dorf ein Denkmal mit Dankbarkeit enthüllt. Am Foto sieht man Herr Dorfbürgermeister und auch ein Denkmal.
Und noch ein Halt . Diesmal am jüdischen Friedhof in Wizhniz. Eine 14-jährige Teilnehmerin Anna hat später gesagt: ich konnte über Friedhof überhaupt nicht denken. Wozu, was soll ich dort machen? Warum zum Friedhof ? Aber es war so interessant, dass ich keine Angst hatte. Jetzt verstehe ich, das ist eine Geschichte meines Landes. Auch über den Krieg denke ich irgendwie tiefer und anders, nicht so wie früher.
Ein gemeinsames Mittagessen war nicht nur schmackhaft, sonder auch in sehr angenehmen Atmosphäre. Alle waren irgendwie näher geworden, Gespräche waren interessant und keiner wollte nach Hause.
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